01.04.2012

Biking Balkan II


Aus Dubrovnik hinaus hat uns der Stress der Küstenstraße schnell wieder, weiterhin wird überholt als gebe kein morgen. Glücklicherweise endet der Trubel nach dem Flughafen. Bald darauf wird die Straße auffallend schlechter und wir weichen Schlaglöchern anstelle entgegenschießender Autos aus, deutlich angenehmer.  
Alsbald wir in Montenegro sind, grüßen die Menschen wieder häufiger, viel öfter ist ein Lachen oder Anfeuern wahrzunehmen. Während der ersten Kilometer bekommen wir während des Radelns eine Infobroschüre über das Städtchen, durch welches wir gerade kommen, von einem alten Mann aus seinem Auto zugesteckt: „If you want to stay!“
Leider ist auch die Küste Montenegros nicht vom Bauwahn verschont geblieben, fast noch schlimmer sind eigentlich wunderschöne Buchten, die direkt in die zum Teil noch schneebedeckten Berge übergehen flächendeckend bebaut. Die wenigen freien Plätze werden munter zugebaut und dabei ist es besonders jämmerlich anzusehen, wie viele halbfertigen Rohbauten unvollendet herumstehen und uns noch nachdenklicher stimmen. Wann sind denn hier so viele Menschen, dass all diese Gebäude belegt sind?  Nach dem Abzweig in die Stadt Podgorica finden wir eine schöne noch sehr belassene Bucht und können direkt am Strand zelten. Wunderbar geht die Sonne im Meer unter und so beginnen wir gemütlich im Zelt zu kochen, als der Wind auffrischt. Also erstmal Zelt zu, der Wind wird sich schon bald wieder legen. Von wegen, die Böen werden immer heftiger,  zack, da reißt es schon den ersten Hering aus dem Sand. Unser warmes Essen bekommen wir gerade noch gegessen, dann entscheiden wir uns einen anderen Lagerplatz zu suchen, unser Zelt wird inzwischen sandgestrahlt und bei diesen Böen ist nicht an Schlaf zu denken. Erschöpft und nach längerer Suche finden wir doch ein halbwegs windgeschütztes Plätzchen hinter alten Wohnwagen, trotz Abspannen aller Leinen und im Windschatten wackelt und knattert es so um uns, dass wir nicht schlafen können. Uff, als es wieder hell ist, ist der Wind vorüber, als wäre nichts gewesen. Guten Morgen, ein neuer Radeltag beginnt.
Auf dem Weg an die albanische Grenze verlassen wir das Mittelmeer, eigentlich sind wir beide froh, denn es würde sich wohl kaum etwas ändern, selbst wenn wir wahrscheinlich um das ganze Mittelmeer radeln würden. Dimitris, der wandernde Grieche, den wir kurz darauf mit einem Franzosen treffen, beschreibt es als den Pool Europas, dennoch will er um diesen herumwandern.
In Albanien werden wir herzlich aufgenommen. Wir fragen eine Familie, ob wir auf der Wiese neben ihrem Haus zelten dürften. Selbstverständlich, eine unglaubliche Gastfreundschaft empfängt uns, wir sitzen zum Abendessen mit am Tisch der Familie, während uns parallel albanisches Fernsehen informiert. Nach dem Essen wird uns eine Dusche angeboten, die nach der Katzenwäsche der Abende seit Dubrovnik gut tut. Am nächsten Morgen möchten sie uns ungerne weiterradeln lassen, wir sollten doch noch zum Mittagessen bleiben, mit dem wenigen Frühstück welches wir gegessen hätten könne man doch nicht in die Berge radeln. Um in Albanien keine Lek abheben zu müssen, hatten wir in Montenegro noch ordentlich Proviant gekauft. Dieser wurde bislang nicht kleiner und nun noch mehr, als sie uns zum Abschied Äpfel, Lauch, Salat und Zwiebeln mitgeben.
Am Abend darauf zelten wir auf dem kleinen Hof einer Familie in den Bergen. Wir finden keine gemeinsame Sprache außer wenigen Worten Englisch und doch können wir einander ganz gut mitteilen. Der kleine Hof und der nahe Fluss versorgt die Familie komplett, es gibt Kartoffeln mit Spiegelei und Fisch gebraten über offenem Feuer. Erneut sind wir dankbar für die herzliche Gastfreundschaft.
Leider machen wir anschließend auch zwei weniger gute Erfahrungen. Jugendliche werfen uns bei voller Fahrt Steine ins Hinterrad, wobei wir nichts abbekommen und auch das Rad unversehrt bleibt. In einer entlegenen Kurve fahren wir aufgrund der starken Steigung langsam, als plötzlich ein Mann vor uns auftaucht. Er greift Thomas in den Lenker, um uns vom Fahrrad zu holen. Es gelingt uns ihn abzuwehren und auf dem Rad zu bleiben. Als er dies realisiert, holt er aus und sein Schlag erwischt Line auf der Schulter.
Nachdem wir an diesem Tag das Land verlassen beschäftigen uns neben den Erinnerungen an die netten Menschen und Einladungen auch diese Momente, sowie die teilweise groß scheinenden Gegensätze des Landes.
In der Abendsonne erreichen wir Mazedonien, wo wir in dem Städtchen Debar einen im Garten arbeitenden Mann nach einer Zeltmöglichkeit fragen. Luli lädt uns sofort ein, auf der Wiese seines Hauses zu zelten. Nach dem langen Radeltag nehmen wir diese Einladung gerne an. Während wir aufbauen, serviert uns seine Frau türkischen Kaffee. Später zeigt er uns seinen Kiosk, den er seit seinem Ruhestand vor dem Haus eröffnet hat. Durch seine Arbeit bei der Gipsfirma Knauf spricht er etwas deutsch und so plaudern wir bei Schnaps und leckerer Wurst aus Skopje. Bei einem Tanz der süßen Enkeltochter Buna verabschieden wir uns am nächsten Tag von der Familie, vielen Dank für die nette Gastfreundschaft.
In Ohrid legen wir eine zweitägige Pause ein und schauen uns die hübsche kleine Stadt an. Auf etwa 700m ist es nun wieder etwas kälter, was nach den teilweise 30°C warmen Tagen auch mal wieder ganz angenehm ist.

3 Kommentare:

  1. Hallo Ihr zwei Lieben, echt toll was hier bisher erlebt habt, lustig und interessant zugleich. Ihr seid nun kaum einen Monat unterwegs und doch kommt es mir hier vor wie eine Ewigkeit. Euch weiterhin viel Spaß und genießt die Zeit! Vlg Simon

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  2. Dette er spennende! God tur videre!

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  3. Kjære dere to!
    Vi følger med på turen deres, og venter i spenning på neste oppdatering. Håper det blir enda flere gode opplevelser, og ingen flere skumle... Tenker på dere, og gleder oss allerede til dere kommer hjem og er klare for Norge ;-)

    Klem fra Hanna, Anders og Ragnhild

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