An den zentralasiatischen Botschaften treffen wir endlich
auf nette Menschen, die tatsächlich Visa herausrücken wollen. Wir können es kaum
glauben, als sich unsere Pässe langsam mit den verschiedenen Dokumenten füllen.
Plötzlich ist es möglich, in wenigen Stunden ein Visum zu erhalten oder mit
einem bunten Mix verschiedener Währungen zu zahlen. Besonders das tadschikische
Konsulat gehört zu unseren liebsten, auch wenn es offiziell (noch) gar nicht
als solches zu bezeichnen ist. Zunächst ist schon das Auffinden schwierig, denn
außer einer wagen Wegbeschreibung aus irgendwelchen Radlerforen war keine
Information zu bekommen. So irren wir durch Florya, fragen uns durch und werden
zu verschiedenen hilfsbereiten Leuten in die Autos gebeten, die mit uns durch die
Straßen rollen. Schließlich stehen wir vor dem richtigen Haus, das wir aufgrund
der fehlenden Fahne doch kaum erkennen. Doch der freundliche tadschikische
Konsul winkt uns vom Balkon, gibt sogleich auf der von ihm geschenkten Karte Ratschläge
für die Route, das Buch über tadschikische Kunst würde er uns auch am liebsten
gleich mitgeben, wäre es nicht zu schwer zum Radeln. Hier treffen wir auch den netten
französischen Fotografen Matthieu Paley, seine beeindruckenden Bilder der Pamir
Region in einer Geo Reportage haben uns vor einiger Zeit sehr fasziniert. Die
Berge Tadschikistans sind ihm gut bekannt, interessiert hören wir seine
Geschichten und freuen uns über die hilfreichen Tipps. Jetzt verstehen wir
auch, warum die tollen Aufnahmen am französischen Konsulat am Taksim
ausgestellt sind…
Ausgestattet mit den Visa der Stanländer , bleibt
Aserbaidschan weiterhin unser Sorgenkind und die letzte Chance für ein
Azeri-Visum in der Türkei ist wohl wirklich vorbei. So wird uns unser weiterer
Weg über Batumi in Georgien führen, wo wir hoffentlich ein Visum ergattern. Da zudem
die Grenzen zwischen der Türkei und Armenien dicht sind und auch die
südöstlichste der Grenzen zu Georgien für internationalen Verkehr nicht
passierbar zu sein scheint, wird die geplante Route über den Vansee und den Ararat
doch ein sehr großer Schlenker. Schweren Herzens ändern wir unsere Pläne für
den Osten der Türkei und werden nach Kappadokien wieder nördlich ans schwarze
Meer fahren.
Der schöne Teil der Visa-Organisation waren die zwar nervig
langen Wege, die uns aber gleichzeitig in
verschiedene Viertel der Stadt
geführt haben, in die wir sonst nicht gekommen wären. So haben wir das Gefühl
einen guten Überblick und ein Gefühl für diese riesige Stadt bekommen zu haben.
Wir haben die interessante Stadt voller Gegensätze sehr genossen. Besonders der
enorme Unterschied zwischen Arm und Reich hat uns beschäftigt, so die fleißigen
Menschen, die den Müll nach verschiedenen Rohstoffen durchsuchen und ihre
schwerbeladenen Säcke auf Karren durch die Straßen ziehen, während direkt
nebendran die Touristen ihre Souvenirs kaufen und Luxusschlitten mit komplett
verspiegelten Fenstern vorbeirollen. Die Hagia Sophia mit ihrer langen
Geschichte und dem Aufeinandertreffen des Islams und Christentums in einem
Gebäude von unglaublichem Ausmaß. Burka tragende Frauen neben schrillen Kerlen
in pinkem Netzhemd und Frauen in Minirock und Highheels.
Besonders schön war für uns der Besuch von Lines Eltern
Beate und Martin, mit denen wir die vergangene Woche Istanbul gemeinsam erleben
konnten, vielen Dank für die schöne Zeit.
Nach drei Wochen ist besonders Thomas von der Stadt samt dem
ständigen Lärm gesättigt, Line ist fasziniert und noch hin und her gerissen.
Wir freuen uns aber auf unser Rad und den weiteren Weg Richtung Osten mit hoffentlich
einsamer Natur. Nachdem wir uns nun leichte und verhüllende Kleidung zugelegt
haben, hoffen wir, nicht anzuecken und nicht allzu sehr gemustert zu werden.
Heute geht’s auf die Fähre nach Yalova, nach dem Reinradeln
in die Stadt vermeiden wir das Herausradeln. Nachdem die Passage der
Bosporusbrücke von Radelbekannten vorgetestet wurde und aufgrund der
Polizeikontrolle nicht möglich war, haken wir diesen Plan ab, auch wenn vor
allem Line sehr Lust gehabt hätte, es auszutesten.