06.05.2012

Istanbul

An den zentralasiatischen Botschaften treffen wir endlich auf nette Menschen, die tatsächlich Visa herausrücken wollen. Wir können es kaum glauben, als sich unsere Pässe langsam mit den verschiedenen Dokumenten füllen. Plötzlich ist es möglich, in wenigen Stunden ein Visum zu erhalten oder mit einem bunten Mix verschiedener Währungen zu zahlen. Besonders das tadschikische Konsulat gehört zu unseren liebsten, auch wenn es offiziell (noch) gar nicht als solches zu bezeichnen ist. Zunächst ist schon das Auffinden schwierig, denn außer einer wagen Wegbeschreibung aus irgendwelchen Radlerforen war keine Information zu bekommen. So irren wir durch Florya, fragen uns durch und werden zu verschiedenen hilfsbereiten Leuten in die Autos gebeten, die mit uns durch die Straßen rollen. Schließlich stehen wir vor dem richtigen Haus, das wir aufgrund der fehlenden Fahne doch kaum erkennen. Doch der freundliche tadschikische Konsul winkt uns vom Balkon, gibt sogleich auf der von ihm geschenkten Karte Ratschläge für die Route, das Buch über tadschikische Kunst würde er uns auch am liebsten gleich mitgeben, wäre es nicht zu schwer zum Radeln. Hier treffen wir auch den netten französischen Fotografen Matthieu Paley, seine beeindruckenden Bilder der Pamir Region in einer Geo Reportage haben uns vor einiger Zeit sehr fasziniert. Die Berge Tadschikistans sind ihm gut bekannt, interessiert hören wir seine Geschichten und freuen uns über die hilfreichen Tipps. Jetzt verstehen wir auch, warum die tollen Aufnahmen am französischen Konsulat am Taksim ausgestellt sind…
Ausgestattet mit den Visa der Stanländer , bleibt Aserbaidschan weiterhin unser Sorgenkind und die letzte Chance für ein Azeri-Visum in der Türkei ist wohl wirklich vorbei. So wird uns unser weiterer Weg über Batumi in Georgien führen, wo wir hoffentlich ein Visum ergattern. Da zudem die Grenzen zwischen der Türkei und Armenien dicht sind und auch die südöstlichste der Grenzen zu Georgien für internationalen Verkehr nicht passierbar zu sein scheint, wird die geplante Route über den Vansee und den Ararat doch ein sehr großer Schlenker. Schweren Herzens ändern wir unsere Pläne für den Osten der Türkei und werden nach Kappadokien wieder nördlich ans schwarze Meer fahren.
Der schöne Teil der Visa-Organisation waren die zwar nervig langen Wege, die uns aber gleichzeitig in  verschiedene Viertel der  Stadt geführt haben, in die wir sonst nicht gekommen wären. So haben wir das Gefühl einen guten Überblick und ein Gefühl für diese riesige Stadt bekommen zu haben. Wir haben die interessante Stadt voller Gegensätze sehr genossen. Besonders der enorme Unterschied zwischen Arm und Reich hat uns beschäftigt, so die fleißigen Menschen, die den Müll nach verschiedenen Rohstoffen durchsuchen und ihre schwerbeladenen Säcke auf Karren durch die Straßen ziehen, während direkt nebendran die Touristen ihre Souvenirs kaufen und Luxusschlitten mit komplett verspiegelten Fenstern vorbeirollen. Die Hagia Sophia mit ihrer langen Geschichte und dem Aufeinandertreffen des Islams und Christentums in einem Gebäude von unglaublichem Ausmaß. Burka tragende Frauen neben schrillen Kerlen in pinkem Netzhemd und Frauen in Minirock und Highheels.
Besonders schön war für uns der Besuch von Lines Eltern Beate und Martin, mit denen wir die vergangene Woche Istanbul gemeinsam erleben konnten, vielen Dank für die schöne Zeit.
Nach drei Wochen ist besonders Thomas von der Stadt samt dem ständigen Lärm gesättigt, Line ist fasziniert und noch hin und her gerissen. Wir freuen uns aber auf unser Rad und den weiteren Weg Richtung Osten mit hoffentlich einsamer Natur. Nachdem wir uns nun leichte und verhüllende Kleidung zugelegt haben, hoffen wir, nicht anzuecken und nicht allzu sehr gemustert zu werden.
Heute geht’s auf die Fähre nach Yalova, nach dem Reinradeln in die Stadt vermeiden wir das Herausradeln. Nachdem die Passage der Bosporusbrücke von Radelbekannten vorgetestet wurde und aufgrund der Polizeikontrolle nicht möglich war, haken wir diesen Plan ab, auch wenn vor allem Line sehr Lust gehabt hätte, es auszutesten.

2 Kommentare:

  1. Viel Glück auf dem weiteren Weg!

    www.silkroad-project.eu

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  2. So schön von euch immer wieder zu hören bzw. zu lesen! Passt auf euch auf und ganz viel Spaß weiterhin!!!Liebe Grüße aus Berlin!Judith

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